Helpdesk-Mitarbeiter im Visier Wenn der Helpdesk zur Gefahr wird

Von Dipl. Betriebswirt Otto Geißler 4 min Lesedauer

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Durch die Kompromittierung von Helpdesks können Hacker Zugriff auf vertrauliche Daten erhalten, was zu weiteren Bedrohungen in Unternehmen führen kann. Es liegt also nahe, dass Helpdesks besonders anfällig für Angriffe sind. Welche proaktiven Schutzmaßnahmen sind zu ergreifen?

Helpdesk-Mitarbeiter sind sowohl der am besten zugängliche Endpunkt, als auch die erste Verteidigungslinie eines Unternehmens.
Helpdesk-Mitarbeiter sind sowohl der am besten zugängliche Endpunkt, als auch die erste Verteidigungslinie eines Unternehmens.
(Bild: Andrey Popov - stock.adobe.com)

Während viele Unternehmen versuchen, von Netzwerk­perimeter über End-User und E-Mails bis hin zu fast allen Risikogrenzen alles zu sichern, werden dagegen Helpdesks oft sträflich vernachlässigt. Denn durch die Kompromittierung des Helpdesks erhalten Hacker oft allzu leicht Zugriffe auf vertrauliche Informationen, die zu weiteren Sicherheitsverletzungen im Unternehmen führen können. Hinzu kommt, dass viele Helpdesks vom Unternehmen ausgelagert sind oder sich möglicherweise nicht einmal im eigenen Land befinden. Es liegt also nahe, dass Helpdesks sehr anfällig für Hacker-Angriffe sein können.

Helpdesk-Mitarbeiter im Visier

Ob es sich um interne Mitarbeiter oder den Kundenstamm eines Unternehmens handelt, Helpdesk-Mitarbeiter haben täglich mit vielen Menschen zu tun. Dies macht sie für alle Arten von Social-Engineering-Versuchen anfällig.

Zudem verfügen sie einen hochgradig privilegierten Zugriff auf sensible Daten. Meist sind sie jedoch Einsteiger und keine Experten für IT-Security. Diese Kombination stellt für Bedrohungsakteure einen einfachen Weg zu einem erfolgreichen Angriff dar.

Somit sind Helpdesk-Mitarbeiter sowohl der am besten zugängliche Endpunkt als auch die erste Verteidigungslinie eines Unternehmens. Dennoch wird ihnen selten die Aufmerksamkeit oder Schulung zuteil, die diese Unterscheidung verdient – und dies kann schwerwiegende Folgen haben.

Maßnahmen für die Helpdesk-Sicherheit

Unternehmen entwickeln Maßnahmen, um ihre IT-Helpdesk-Teams in ein umfassenderes IT-Security-Programm einzubeziehen. Hierzu bieten sich folgende Maßnahmen oder Best Practices an.

Richtlinien für Datenschutz

Mithilfe umfassender Richtlinien werden Helpdesks abgesichert und für den sicheren Umgang mit vertraulichen Daten sowie für die schnelle und angemessene Reaktion bei datenbezogenen Aktivitäten gerüstet. Diese Richtlinien sind immer dynamische Dokumente, die sich mit den sich verändernden Bedrohungen und Compliance-Anforderungen weiterentwickeln müssen.

Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA)

Ein grundlegender Aspekt einer Sicherheitsstrategie besteht in der Implementierung sicherer Passwörter, die gemäß den Richtlinien regelmäßig aktualisiert werden. MFA fügt eine Sicherheitsebene hinzu, indem es von den Usern verlangt, ihre Identität durch mehrere Authentifizierungsmethoden zu überprüfen. Mithilfe von MFA wird die Wahrscheinlichkeit eines unbefugten Zugriffs auf Systeme, Assets und Infrastruktur im Falle eines kompromittierten Passworts erheblich verringert.

Ferner ermöglicht MFA verschiedene Authentifizierungsmethoden, die an den Risikograd der Zugriffsanfrage angepasst werden können. Nicht zuletzt empfehlen oder verlangen viele Richtlinien MFA für den Zugriff auf sensible Daten. Durch die Kombination strenger Passwortrichtlinien mit MFA erhöhen Unternehmen die Sicherheit von Helpdesks erheblich und schützen sowohl die User als auch das Unternehmen vor potenziellen Sicherheitsverletzungen.

Endpunktverschlüsselung und Patches

Der Schutz der Geräte, die von Service-Desk-Agenten verwendet werden, trägt dazu bei, Daten zu schützen und unbefugten Zugriff auf Assets, Systeme und Infrastruktur zu verhindern. Durch die Implementierung von Lösungen für die Endpunktverschlüsselung sichern Unternehmen alle von Helpdesk-Agenten verwendeten Geräte ab. Eine weitere wichtige Sicherheitsebene ist die Verwaltung dieser Geräte, um sicherzustellen, dass alle wichtigen Software-Updates und Patches rechtzeitig installiert werden.

Schulung für Mitarbeiter

Ein wesentlicher Aspekt einer umfassenden IT-Security-Strategie sind Schulungen für User. Sie helfen dabei, Risiken zu mindern, Angriffe zu verhindern und sicherzustellen, dass jeder im Unternehmen im Sinne einer Aufrechterhaltung einer sicheren Helpdesk-Umgebung mitarbeitet.

Helpdesk-Teams spielen eine entscheidende Rolle bei der Aufklärung von Usern über sichere Online-Praktiken wie beispielsweise das Erstellen sicherer Passwörter, das Erkennen von Phishing-Versuchen und das Vermeiden verdächtiger Downloads. Wenn sich die Bedrohungen weiterentwickeln, sollte sich auch die Aufklärung ändern, mit regelmäßigen Aktualisierungen und Schulungen, um alle auf dem Laufenden und wachsam zu halten.

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Sicherheitsbewusste Kultur etablieren

Für die Entwicklung einer sicherheitsbewussten Kultur, sollte das Management mit dem CISO eine kontinuierliche Verbesserungsmentalität (Continuous Improvement Mentality) implementieren. Eine regelmäßige Überprüfung und Verbesserung der Maßnahmen für die IT-Security unterstützt die Verantwortlichen dabei, den sich stetig weiterentwickelnden Bedrohungen möglichst immer einen Schritt voraus zu sein.

In diesem Sinne sollten Unternehmen über technische Maßnahmen hinausgehen und proaktiv mit der IT-Security umgehen. Das heißt, beispielsweise Schulungsprogramme entwickeln, die darauf abzielen, ein Bewusstsein im Hinblick eines „digitalen Fußabdrucks“ zu schärfen, da dieser häufig bei Social-Engineering-Angriffen ausgenutzt wird. So sollen zum Beispiel User erkennen, dass die Nutzung von kostenlosem öffentlichen WLAN auf Arbeitsgeräten zu vermeiden sind.

Fazit

Helpdesk-Mitarbeiter sind der primäre Kontaktpunkt für eine große Anzahl an Interaktionen. Hinsichtlich des Schutzes der Netzwerke sowie effektiver IT-Security-Maßnahmen setzen Unternehmen häufig auf leistungsstarke Instrumente wie beispielsweise ein sicheres Web-Gateway oder eine Hardware-Firewall.

Für den Schutz am Kontaktpunkt Helpdesk sollten sie sich jedoch neben strenger Passwortrichtlinien und Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) vor allem auch auf die Eliminierung des menschlichen Risikofaktors konzentrieren.

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